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Lucy Maud Montgomery (1874-1942)
Weltberühmt wurde die kanadische Schriftstellerin und Dichterin mit ihrem Kinderbuchklassiker Anne of Green Gables, der 1908 in USA erschien und bereits in den ersten fünf Jahren 32 Auflagen erzielte. Unter den begeisterten Zuschriften, die die Autorin damals erhielt, dürfte die von Mark Twain die prominenteste gewesen sein. Weitere Romane über Anne erschienen. Andere Heldinnen folgten. Insgesamt veröffentliche Montgomery zu ihren Lebzeiten 23 Romane, etwa 500 Kurzgeschichten und 450 Gedichte. Ihre postum erschienenen Tagebücher umfassen weit über 5000 Seiten.
Im Schreiben erfüllte sie sich ein glückliches Leben, das ihr privat nicht vergönnt war. Ihre Mutter starb wenige Monate nach Geburt ihres ersten Kindes. Statt beim Vater aufzuwachsen, wurde Maud in die Obhut ihrer Großmutter gegeben. Trotz ihrer literarischen Erfolge, die bereits mit einem herausragenden Abschluss im Studium der Literatur begannen, war sie bis zum Tod der Großmutter vor allem für sie da, verzichtete auf ein eigenständiges Leben und auch auf ihre erste große Liebe. Kurz nach dem Tod ihrer Großmutter erst heiratete sie - mit 37 Jahren. Da ihr Ehemann, ein presbyterianischer Priester, an schweren Depressionen litt und Mauds zweiter Sohn schon wenige Stunden nach der Geburt starb, war ihr Leben erneut geprägt von Kummer, Pflege und Abschied. Hinzu kamen Streitigkeiten mit ihrem Verlag um ungenehmigte Auflagen, Filmrechte, Abweichungen von Mauds Vorstellungen. Nach langen, zermürbenden Prozessen erhielt sie Recht. Doch der ständige Kampf zehrte an ihrer Gesundheit.
Glück schöpfte sie vornehmlich aus der Schönheit der sie umgebenden Welt und der Literatur. Beides verknüpfte sie in ihrem Werk mit ausgesprochen aufrechten, meist weiblichen Figuren, die sich stolz ihre Freiheit erhalten und sich den Platz im Leben erobern, den sie haben wollen. Wir können nicht sagen, ob ihr selbst dies gelang, doch in ihrem Werk siegt die schöne Gerechtigkeit auf so mitreißende Weise, das Generationen von Mädchen und Frauen daraus Kraft schöpften und begannen, ihre Rolle in der Gesellschaft neu zu definieren. Noch keine Frauenrechtlerin, ebneten ihre heute zumeist als Kinderbücher verstandenen Romane und Erzählungen doch ihren Leserinnen einen Weg in eine neue, persönliche Freiheit und ermutigten sie, für ihre Rechte zu kämpfen.
Maud starb mit nur 68 Jahren in Toronto, Kanada. Beigesetzt wurde sie in Cavendish, Prince Edward Island, dem mutmaßlichen Vorbild für das malerische Avonlea aus den Anne-Romanen und vielen weiteren Schauplätzen ihrer Erzählungen. Und Sehnsuchtsort für zahllose Leserinnen und Leser noch heute.